Autoforen
Verfasst: 15 Mär 2004, 16:43
Nicht auf meinem Mist gewachsen, aber hier was allgemeines über Automobilforen und deren Bedeutung für Hersteller gefunden...
Kein Automodell ohne eigenes Internet-Forum
DuffyDuc hat Sorgen. Der Zuheizer seines Diesel-Gleiters schaltet sich nach Lust und Laune ein, und die Werkstatt weiß keinen Rat. Keks007nix antwortet: «Endlich einer mit dem gleichen Problem wie ich.» Aber er hat inzwischen herausgefunden, wie die Kabel umgesteckt werden müssen, damit alles funktioniert.
DuffyDuc und Keks007nix sind Mitglieder einer Internet-Community für den Rover 75, einem von immer mehr Foren für einzelne Autotypen. Die Besitzer nennen den Rover 75 liebevoll «der Gleiter» - und unter http://www.r75.info dokumentieren sie selbst den kleinsten Mangel der Limousine. Wer die häufig weite Fahrt zu einem Händler in Angriff nimmt, kann sich vorher mit Erfahrungen anderer Gemeindemitglieder bewaffnen - und manchmal auch mit konkreten Lösungsvorschlägen.
Fast alle Autobesitzer, nicht nur die Bastler und Tuner, finden im Internet eine passende Anlaufstelle - und sei es die markenübergreifende Plattform http://www.motor-talk.de. Die privaten Foren haben zu einer neuen Form von Verbrauchermündigkeit geführt. Mussten Beteuerungen der Werkstatt, es handele sich um ein völlig untypisches Problem, früher ohnmächtig hingenommen werden, kann man heute - auch in Kulanzfragen - mit dem Verweis auf Präzedenzfälle kontern.
Die Hersteller sehen die Foren mit gemischten Gefühlen. Zwar tummeln sich dort in der Regel Fans mit hohem Begeisterungspotenzial, die im Sinne der Kundenbindung gehegt und gepflegt werden müssten. Andererseits herrscht ein kritischer Ton, der den Verlautbarungen auf den offiziellen Websites nicht selten Hohn spricht. Zu einem Austausch zwischen beiden Seiten kommt es kaum.
So heißt es bei MG Rover in Neuss, man halte zwar Kontakt. «Aber wir mischen uns nicht ein», sagt Sprecherin Barbara Schürmann-Arends. «Wer ein Problem hat, wendet sich ohnehin an den Kundendienst.» BMW in München nutzt die Foren in erster Linie, «um ein Stimmungsbild zu gewinnen» und sich «reaktiv auf Anfragen vorzubereiten», wie Sprecherin Martina Wimmer sagt. An ein aktives Einschalten sei nur zu denken, «wenn in den Foren etwas komplett falsch dargestellt wird».
Eingeschaltet hat sich der französische Hersteller Peugeot, als sich Aufruhr in einem Forum für das Cabrio 206 CC zusammenbraute. Im Sommer 2003 wurde ein «Live-Chat» mit Produktmanagern, Technikern und Kundenbetreuern angeboten. «Der Andrang war sehr groß», sagt Gordian Heindrichs, Sprecher der deutschen Niederlassung in Saarbrücken. Zur ständigen Einrichtung ist der Online-Austausch aber nicht geworden. «Wir setzen auf den direkten Kontakt zwischen Kunden und Händlern.»
Nicht alle Kunden beschränken sich darauf, in den Foren Dampf abzulassen. Manche versuchen, ihrem Anliegen mit der Macht der Presse Nachdruck zu verleihen. Seit rund drei Jahren unterhält etwa die in Berlin erscheinende Zeitschrift «Auto/Straßenverkehr» eine Rubrik mit dem Titel «Auto hilft». «Im vergangenen Jahr hatten wir rund 1000 Beschwerden», sagt Redakteurin Ute Rohde.
Noch größeren Zuspruchs erfreut sich der «Kummerkasten» der in Hamburg erscheinenden Zeitschrift «Auto Bild». Rund 8000 Fälle wurden dort im vergangenen Jahr gezählt. Manchmal wird der «Auto Bild»-Kummerkasten aus den Internet-Foren mit Kettenbriefen bombardiert. Redakteur Stefan Szych beobachtet die Foren seinerseits, wie er sagt. Wenn unter den Zuschriften ein Problem gehäuft auftritt und sich das im Internet widerspiegelt, kann daraus ein Artikel werden. Nach seiner Einschätzung nehmen auch die Hersteller die Foren ernster, als sie zugeben: «Sie wären dumm, wenn sie es nicht täten.»
Kein Automodell ohne eigenes Internet-Forum
DuffyDuc hat Sorgen. Der Zuheizer seines Diesel-Gleiters schaltet sich nach Lust und Laune ein, und die Werkstatt weiß keinen Rat. Keks007nix antwortet: «Endlich einer mit dem gleichen Problem wie ich.» Aber er hat inzwischen herausgefunden, wie die Kabel umgesteckt werden müssen, damit alles funktioniert.
DuffyDuc und Keks007nix sind Mitglieder einer Internet-Community für den Rover 75, einem von immer mehr Foren für einzelne Autotypen. Die Besitzer nennen den Rover 75 liebevoll «der Gleiter» - und unter http://www.r75.info dokumentieren sie selbst den kleinsten Mangel der Limousine. Wer die häufig weite Fahrt zu einem Händler in Angriff nimmt, kann sich vorher mit Erfahrungen anderer Gemeindemitglieder bewaffnen - und manchmal auch mit konkreten Lösungsvorschlägen.
Fast alle Autobesitzer, nicht nur die Bastler und Tuner, finden im Internet eine passende Anlaufstelle - und sei es die markenübergreifende Plattform http://www.motor-talk.de. Die privaten Foren haben zu einer neuen Form von Verbrauchermündigkeit geführt. Mussten Beteuerungen der Werkstatt, es handele sich um ein völlig untypisches Problem, früher ohnmächtig hingenommen werden, kann man heute - auch in Kulanzfragen - mit dem Verweis auf Präzedenzfälle kontern.
Die Hersteller sehen die Foren mit gemischten Gefühlen. Zwar tummeln sich dort in der Regel Fans mit hohem Begeisterungspotenzial, die im Sinne der Kundenbindung gehegt und gepflegt werden müssten. Andererseits herrscht ein kritischer Ton, der den Verlautbarungen auf den offiziellen Websites nicht selten Hohn spricht. Zu einem Austausch zwischen beiden Seiten kommt es kaum.
So heißt es bei MG Rover in Neuss, man halte zwar Kontakt. «Aber wir mischen uns nicht ein», sagt Sprecherin Barbara Schürmann-Arends. «Wer ein Problem hat, wendet sich ohnehin an den Kundendienst.» BMW in München nutzt die Foren in erster Linie, «um ein Stimmungsbild zu gewinnen» und sich «reaktiv auf Anfragen vorzubereiten», wie Sprecherin Martina Wimmer sagt. An ein aktives Einschalten sei nur zu denken, «wenn in den Foren etwas komplett falsch dargestellt wird».
Eingeschaltet hat sich der französische Hersteller Peugeot, als sich Aufruhr in einem Forum für das Cabrio 206 CC zusammenbraute. Im Sommer 2003 wurde ein «Live-Chat» mit Produktmanagern, Technikern und Kundenbetreuern angeboten. «Der Andrang war sehr groß», sagt Gordian Heindrichs, Sprecher der deutschen Niederlassung in Saarbrücken. Zur ständigen Einrichtung ist der Online-Austausch aber nicht geworden. «Wir setzen auf den direkten Kontakt zwischen Kunden und Händlern.»
Nicht alle Kunden beschränken sich darauf, in den Foren Dampf abzulassen. Manche versuchen, ihrem Anliegen mit der Macht der Presse Nachdruck zu verleihen. Seit rund drei Jahren unterhält etwa die in Berlin erscheinende Zeitschrift «Auto/Straßenverkehr» eine Rubrik mit dem Titel «Auto hilft». «Im vergangenen Jahr hatten wir rund 1000 Beschwerden», sagt Redakteurin Ute Rohde.
Noch größeren Zuspruchs erfreut sich der «Kummerkasten» der in Hamburg erscheinenden Zeitschrift «Auto Bild». Rund 8000 Fälle wurden dort im vergangenen Jahr gezählt. Manchmal wird der «Auto Bild»-Kummerkasten aus den Internet-Foren mit Kettenbriefen bombardiert. Redakteur Stefan Szych beobachtet die Foren seinerseits, wie er sagt. Wenn unter den Zuschriften ein Problem gehäuft auftritt und sich das im Internet widerspiegelt, kann daraus ein Artikel werden. Nach seiner Einschätzung nehmen auch die Hersteller die Foren ernster, als sie zugeben: «Sie wären dumm, wenn sie es nicht täten.»